Als Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor einer Woche bei ihr zu Gast war, war Caren Miosga noch ganz zahm. Statt Wachsweich-Talk über Hausschuhe und Lieblingsessen gab es diesen Sonntag knallharten Journalismus. Ihr Gast: FDP-Chef Christian Lindner.
Dieser steht wegen des D-Day-Papiers seiner Partei seit Tagen unter Druck. Miosgas erste Attacke: „Es geht hier um aktive Sabotage der Regierungspolitik!“ Lindner: „Das weise ich zurück. Zeitgleich hat im Kanzleramt jemand drei unterschiedliche Reden für Herrn Scholz geschrieben.“
Lindner-Spruch gegen Miosga sorgt für Raunen
Miosgas nächster Vorhalt: „Sie lenken ab.“ Lindner sichtlich genervt: „Bitte unterbrechen Sie mich doch nicht bei jedem Satz, wenn ich versuche …“ Nächste Unterbrechung von Miosga.
Dann wandte der FDP-Chef sich wie ein Moderator direkt ans Studiopublikum: „Vielleicht möchten die Zuschauer auch einfach mal den Sachverhalt hören.“ Für diesen überraschenden Rollentausch gab es prompt Beifall.
Danach legte der FDP-Chef ein taktisches Offensivgeständnis ab: „Ich habe nicht nur GEWUSST, dass wir auch das Aus der Ampel durchdenken müssen, ich WOLLTE, dass wir das aktive Ausscheiden der FDP aus der Regierung durchdenken. Das leugne ich gar nicht.“
Kurze Zeit später greift Lindner die Talkmasterin direkt an: „Also, Frau Miosga, das, was Sie letzte Woche zu wenig kritisch waren, müssen Sie diese Woche nicht alles nachholen“, sagte Lindner in Anlehnung an die Sendung mit Robert Habeck. Raunen im Publikum.
Lindner: „Mehr Milei und Musk wagen“
Aber welche Rolle spielte Lindner denn nun beim Verfassen des D-Day-Papiers? Und übernimmt er dafür die Verantwortung? „Für das Wort D-Day und dieses Papier kann ich keine Verantwortung konkret übernehmen, weil es ja nicht in meinem Bereich ist“, erklärte der FDP-Chef. „Aber ich übernehme Verantwortung dafür, dass die FDP bereit war, die Ampel zu verlassen und wir uns darauf vorbereitet haben.“
Lindner betonte, er habe sein Staatsamt für seine Überzeugungen aufgegeben. „Ich hätte lieber Applaus dafür, dass die Leute sagen, da steht einer für irgendwas.“ Vereinzeltes Klatschen im Publikum, doch der Großteil bleibt ruhig.
Zu Lindners Überzeugungen zählt unter anderem das Festhalten an der Schuldenbremse, Bürokratieabbau und Steuersenkungen. Deutschland brauche jetzt mutige Reformen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, erklärte er. Mit Blick auf den radikal-liberalen Präsidenten Argentiniens und in die USA sagte der FDP-Chef: „Wir sollten in Deutschland ein kleines bisschen mehr Milei und Musk wagen.“