Leipzig/Vilnius (Litauen) – [–>Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius in ein Wohngebiet gestürzt. Dabei sei mindestens ein Mensch ums Leben gekommen, drei weitere seien verletzt worden, zitierte der litauische Rundfunk einen Sprecher des Rettungsdienstes. Bei ihnen handelt es sich offenbar um die Insassen des Flugzeugs.
Laut Bürgermeister Valdas Benkunskas verfehlte die Maschine nur „durch Zufall“ ein Wohngebäude und stürzte in den Hof des Hauses im Stadtteil Liepkalnis. Nach dem Vorfall sei ein Feuer ausgebrochen – zwölf Bewohner, die zum Zeitpunkt des Absturzes schliefen, wurden aus dem Haus evakuiert. Zunächst hatte es geheißen, das Frachtflugzeug sei in das Wohnhaus hinein gestürzt.
Der Leiter des Rettungsdienstes in Litauen, Renatas Pozela, sagte, das Flugzeug sei mehrere hundert Meter weit geschlittert. Die Trümmer hätten das Wohnhaus, in dem insgesamt drei Familien leben, erfasst. Alle zwölf Bewohner befänden sich zum Glück in Sicherheit.
Eine Frau, die in der Nähe wohnt, sagte im litauischen Rundfunk: „Ich habe im Schlaf ein Geräusch gehört, ich schaute aus dem Fenster – alles war rot und voller Funken“. Ein anderer Nachbar: „Es gab einen Blitz. Er erleuchtete den ganzen Hof.“
Flugzeug musste notlanden
Laut der Internetplattform „flightradar24“ war das Flugzeug aus Leipzig im Landeanflug. Nach den Flugverfolgungsdaten war es nur noch etwa 1,5 Kilometer von der Landebahn entfernt. Es handelt sich demnach um eine für DHL eingesetzte Swiftair 737-400-Maschine. Das bestätigte das Unternehmen. Swift Air sei unter Vertrag für DHL tätig, hieß es.
Kurz vor dem Flughafen von Vilnius habe die Crew eine Notlandung einleiten müssen. Der „Status“ der Besatzung werde noch geklärt, hieß es – „aber unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen“.
Es werde untersucht, ob die Ursache des Absturzes mit „technischen Problemen“ zusammenhänge, sagte der Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums im litauischen Rundfunk. Allerdings sei es noch zu früh, um etwas Genaueres zu sagen.
Maschine stürzte in Hof des Wohnhauses
Nach vorläufigen Daten des Rettungsdienstes seien die Einsatzkräfte um 5.31 Uhr Ortszeit informiert worden, dass ein Frachtflugzeug auf ein Gebäude gestürzt sei. Es handele sich um ein zweistöckiges Wohnhaus, das in Flammen stehe.
Nach ersten Angaben befanden sich bei dem Absturz vier Personen in dem Flugzeug – zwei Piloten und zwei DHL-Mitarbeiter. Rettungskräfte hätten den bewusstlosen Piloten aus dem Cockpit befreien können. Eine Person sei gestorben, drei weitere wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Boeing 737 war 31 Jahre alt
Der Chef der litauischen DHL-Tochtergesellschaft bestätigte dem litauischen Rundfunk, dass das Flugzeug einem Auftragnehmer des Unternehmens gehöre. Die Boeing 737 sei 31 Jahre alt, laut aerointernational fliegt sie mit der Kennung EC-MFE. Sie wird demnach als älteres Flugzeug eingestuft, was bei Frachtflügen jedoch nicht ungewöhnlich ist.
Polizeichef: Aufklärung wird noch einige Zeit dauern
Der litauische Polizeichef sagte bei einer Pressekonferenz am Morgen, dass die Aufklärung der Ursache des Absturzes noch einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Die Besichtigung des Unfallorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern.
„Die Antworten werden nicht so schnell kommen“, so Arunas Paulauskas. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“
Der Absturz sei „höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen“. Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschließen sei.
Deutsche Sicherheitsbehörden warnten
Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor „unkonventionellen Brandsätzen“ warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.
Bislang gibt es allerdings keinen Hinweis, dass der aktuelle Absturz von einem Brandsatz oder Ähnlichem ausgelöst wurde.
Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.
In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.
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