Es ist die wohl wichtigste Wahl der Welt, und die Uhr tickt: Am Dienstag wählen 240 Millionen Wahlberechtigte den neuen US-Präsidenten – oder die erste Präsidentin.
Die Wahllokale öffnen am Dienstag teils schon um 6 Uhr früh, aber schon jetzt haben 65 Millionen Amerikaner ihre Stimme im „Early Voting“ abgegeben.
In den letzten Umfragen sind die Kontrahenten so gut wie gleich auf – mal sehen Wahlforscher Kamala Harris (60) vorne, mal Donald Trump (78). Aber für welche Politik stehen die Kandidaten eigentlich?
Wirtschaft
► Donald Trump:
Trump verspricht die größten Steuersenkungen der US-Geschichte. Die Unternehmenssteuer soll etwa von 21 Prozent runter auf 15 Prozent.
Um US-Jobs zu schützen, plant der republikanische Kandidat hohe Zölle (bis zu 20 Prozent auf Auslands-Produkte und 60 Prozent auf China-Importe). 100 bis 200 Prozent Zölle auf in Mexiko produzierte Autos sollen chinesische Unternehmen abhalten, diese dort herzustellen. Ziel: US-Produkte fördern.
► Kamala Harris:
Harris möchte Familien mit Kindern jährlich bis zu 6000 Dollar Steuergutschriften schenken, Einzelpersonen bis zu 1500 Dollar. Um das zu finanzieren, sollen Reiche stärker zur Kasse gebeten werden: Die Körperschaftssteuer will sie von 21 auf 28 Prozent erhöhen, die Kapitalertragssteuer für Einkommen über einer Million Dollar von 20 auf 28 Prozent. Auch eine Mindesteinkommenssteuer von 25 Prozent für Milliardäre plant die Demokratin.
Außenpolitik
► Donald Trump:
Trump steht zwar zur NATO, droht aber mit Konsequenzen, wenn Mitgliedstaaten ihre Verteidigungsausgaben nicht erhöhen. Er ermutigte sogar Russland, bei diesen Staaten zu machen, „was es will“. Den Ukraine-Krieg werde er „in einem Tag“ beenden, behauptet er. Dabei lässt er aber unklar, wie.
In Bezug auf Waffenlieferungen betont er, dass die USA ihre eigenen Interessen priorisieren sollten. Im Kampf gegen die Hamas gibt Trump Israel die „volle Rückendeckung“. Keine Einschränkungen bei den militärischen Aktionen.
► Kamala Harris:
Harris nennt die NATO „unverzichtbar“ und betont, sie sei der Garant für Frieden und globale Stabilität. Der Ukraine sagt sie entschieden jegliche militärische Unterstützung zu. Harris unterstützt Israels Recht auf Selbstverteidigung im Kampf gegen die Hamas, mahnt aber zu Rücksicht auf Zivilisten und fordert kontrollierte Militäraktionen.
Migration
► Donald Trump:
Trump plant die größte Abschiebeaktion der US-Geschichte. Im Fokus: kriminelle Migranten, Drogendealer und mutmaßliche Hamas-Sympathisanten. Die Mauer zu Mexiko soll erweitert werden; Visa für Bürger aus „gefährlichen Ländern“ (mehrheitlich muslimische Staaten) eingeschränkt. Gut qualifizierten ausländischen Absolventen von US-Colleges möchte er Greencards anbieten.
► Kamala Harris:
Harris fordert schärfere Regeln und mehr Grenzschutz, um illegale Einwanderung zu stoppen und die Zuwanderung besser zu steuern. Sie setzt auch auf finanzielle und sicherheitspolitische Hilfe in Mittelamerika, um die Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen.
Gleichzeitig unterstützt sie legale Einwanderungswege und Visa-Reformen, die Fachkräfte ins Land holen und die illegalen Grenzübertritte eindämmen sollen.
Gesundheitspolitik
► Donald Trump:
Trump will Obamacare, das gesetzliche Gesundheitsprogramm für Millionen Amerikaner, komplett abschaffen. Er setzt auf ein neues System mit niedrigeren Prämien und mehr Wahlmöglichkeiten, um die Gesundheitskosten zu senken – aber ohne Versicherungspflicht.
Ein nationales Verbot von Abtreibungen lehnt er ab, will aber das Recht auf Abtreibung stark einschränken. Harris wirft er vor, für die „Hinrichtung von Babys“ zu sein. Ein Verhütungsmittel-Verbot lehnt er ab. Er will die Medikamenten-Kosten reduzieren.
► Kamala Harris:
Harris setzt sich entschieden für den Erhalt und die Erweiterung von Obamacare ein. Ebenso unterstützt sie die Einführung einer umfassenden staatlichen Krankenversicherung, die alle medizinischen Leistungen abdeckt. Ihr zentrales Anliegen bleibt jedoch der Kampf für ein bundesweites Gesetz, das das Recht auf Abtreibung sichert. Auch sie will die Arzneimittelpreise senken.
Waffenpolitik
► Donald Trump:
Trump steht uneingeschränkt zum Recht auf Waffenbesitz und lehnt striktere Waffenkontrollen ab. Er argumentiert, dass solche Maßnahmen keine Wirkung auf Verbrechensraten haben. Der Republikaner spricht sich auch gegen Vorschläge aus, die den Besitz von halb automatischen Waffen einschränken wollen.
► Kamala Harris:
Auch Harris steht für das Recht auf Waffenbesitz ein, fordert aber umfassende Überprüfungen und sogenannte „Red Flag“-Gesetze, die es ermöglichen würden, gefährliche Personen zu entwaffnen. Im Gegensatz zu Trump befürwortet sie ein Verbot von halb automatischen Waffen für den Privatgebrauch.
Vize-Kandidaten
► Donald Trump:
J.D. Vance (40) kommt aus einfachen Verhältnissen. Seine Motivation: die „vergessene Arbeiterklasse“ wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Er lehnt Ukraine-Hilfen ab und schlägt eine Kooperation mit Kremlchef Wladimir Putin vor – um „amerikanische Interessen zu wahren“. Im Gegensatz zu Trump lehnt Vance Abtreibungen kompromisslos ab.
► Kamala Harris:
Tim Walz (60) gilt als bodenständiger „Normalo“. Er setzt sich für straffreien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, bezahlten Krankheits- und Familienurlaub ein und fordert die Entkriminalisierung von Cannabis sowie strengere Waffengesetze.
Ehepartner
► Donald Trump:
Melania Trump (54) bleibt gerne im Hintergrund und meidet die politische Bühne. Besonders engagierte sie sich während Trumps Amtszeit gegen Cybermobbing. Ihre „Be Best“-Initiative soll Kindern helfen, respektvoll miteinander umzugehen.
► Kamala Harris:
Doug Emhoff (60) wäre der erste „First Gentleman“ der USA. Seinen Beruf als Rechtsanwalt gab er 2020 auf, um sich voll seinen Aufgaben als Ehemann der Vize-Päsidentin („Second Gentleman“) zu widmen. Als amerikanischer Jude setzt er sich vehement für die Sicherheit Israels ein.
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